Mit Klarheit und Kraft ins neue Jahr

Der kalendarische bzw. solare Neuanfang hat immer auch die Qualität altes hinter sich zu lassen und sich neu auszurichten. Auch wenn die altbekannten „guten Vorsätze“ zu Silvester es oft schwer haben mit ihrer Nachhaltigkeit. Wer kennt es nicht, wie sehr unser Unterbewusstsein, unsere Gewohnheiten und unserer „innere Schweinehund“ oft ein solches Eigenleben haben, dass wir im besten Falle nur daneben stehen können und beobachten, wie sehr andere Kräfte unser Leben in deren Hand haben. Und doch bleibe ich dabei, dass die Zyklen der Natur eine gewisse Kraft haben, die wir nutzen können. Wichtig ist eine klare Ausrichtung. Wir müssen schon etwas an unserem Zustand ändern wollen, oder zumindest die Schnauze gestrichen voll von dem, was gerade ist und was uns oft viel Kraft kostet.

Das Leben hat Herausforderungen für uns parat, die sich oft nicht wie eine bunte Reise entpuppt. Oft ist es dunkel, traurig, erschöpfend und hart. Zumindest, wenn man gerade drin steckt. Und doch besteht das Leben aus Wachstum und Veränderung. Und oft sind diese begleitet von Schmerz in seiner unterschiedlichsten Form. Wahrscheinlich deshalb, weil wir uns sonst nicht bewegen würden. Wenn alles einigermaßen angenehme ist, warum dann daran was ändern? Oft fangen wir erst etwas zu verändern, wenn wir nicht mehr anders können, wenn uns das Leben und die Umstände dazu zwingen. Doch das ist oft auch mit hohen Kosten verbunden. Wir verletzen uns und manchmal auch die Menschen in unserem nahen Umfeld. Der Prozess bis zu einer Veränderung ist oft schmerzhaft. Für uns und die Menschen, denen wir etwas bedeuten.

Doch meistens ist uns der Umstand, dass wir etwas ändern müssen, schon lange vor einer solchen Krise bewusst. Wir haben es nur verlernt, uns selbst die entsprechenden Entwicklungsräume zuzugestehen. Entwicklungsräume, in denen wir mit mehr Behutsamkeit Schritt für Schritt uns selbst und unser Wachsen begleiten können. Denn wenn es etwas braucht für eine Entwicklung, dann sind es Räume von Möglichkeiten dafür. Ich spreche hier von Räumen in Form von Zeiträumen. Bzw. von klar abgegrenzten Phasen, in denen ich nicht alltäglichen Routinen verpflichtet bin.

Für unsere Vorfahren waren diese Räume viel mehr in das Leben in einer Natürlichkeit verankert. Doch unsere Kultur der Individualisierung und die Moderne, mit ihren Gleichzeitigkeiten, haben diese Räume aus dem Alltag verbannt. Mit der Folge, dass man heute eine bewusste Entscheidung fällen muss, um solch einen Raum für die eigene Entwicklung zu bekommen. Unsere Moderne ist dadurch gekennzeichnet, dass sie kontingent geworden ist. Das heißt, dass unser Leben in alternativen verlaufen kann. Also nicht mehr festgeschrieben ist. Die Menschen früher, hatten einen oft festgelegten Lebensweg, ohne diesen groß entscheiden zu können. Da es für diese Menschen aber auch eine psychologische Entwicklung geben musste, gab es eben fest eingeschriebene Räume der Entwicklung, meist durch Rituale und festgelegte von der Gruppe gestützte Entwicklungsräume.

Auch wenn für uns diese Entwicklungsräume nicht mehr eine Selbstverständlichkeit sind, so haben wir doch die Möglichkeit uns bewusst dafür zu entscheiden. Und uns aus einem riesigen Fundus von Ritualen und Beispielen zu bedienen. Eine dieser Möglichkeiten sind die Übergänge der Sommer bzw. Wintersonnenwende, wenn der Tag also am längsten und am kürzesten ist. Wir können dieses kosmische Ereignis dazu nutzen, uns einen Raum zu nehmen und uns klar und bewusst neu auszurichten.

Zurück
Zurück

Burnout - Prävention, Symptome, Klinik und Therapie